© Daniel Seifarth

Eiskletterbericht Alpingruppe

17.03.2023

Es ist Sonntag Nachmittag und wir befinden uns auf der Rückreise bei strömendem Regen. Doch wer hätte es gedacht, am Wochenende hatten wir das vorzüglichste Wetter. Sogar die Sonne hat sich hin und wieder mal blicken lassen. Es waren also die besten Voraussetzungen für ein gelungenes Vorbereitungswochenende.

Für unsere jungen Bergsteiger ging es erstmalig ins Eis. Mitte Januar starteten wir (leider nicht in voller Besetzung) in die Alpen zum Eisklettern. Zwei Jugendliche konnten leider nicht teilnehmen, sodass wir mit einer Gast-Jugendlichen (Luna) los gefahren sind. Toni und ich, haben Mittwoch um 3:00 nachts Lisbeth, Vianne, Aaron, Amelie und Luna ins Auto gestopft. Die Autobahn war überraschend frei und wir konnten dann unsere dritte Trainerin Frida in der Nähe von Salzburg einsammeln.

Auf ging es nach Kolm Saigurn und zum Naturfreundehaus. Toni und ich, sind dort schon seit 2015 fast jeden Winter zu Gast. Nur Corona hat uns zu einer Pause gezwungen. Das Naturfreundehaus liegt auf 1598m und ist jedes Jahr eine sichere Bank für gutes Eis und genügend Schnee. Wir kennen dort Winter mit bis zu 2 Meter Schnee, Schneearme Winter mit klirrender Kälte, aber sowas wie dieses Jahr haben wir auch noch nicht erlebt. Normalerweise bauen sich die Eisfälle hinter der Hütte schon Anfang Dezember auf, um dann im Januar dick und schön da zu stehen. Der warme Winter meinte es dieses Jahr aber komplett anders. Zum Jahreswechsel stürzte der Hauptfall ein und hinterließ nur eine glatte Felswand. Kaum Schnee und eine überfrorene Zugangsstraße macht es Anfang Januar, sogar sehr schwierig überhaupt auf die Hütte zu kommen. Wir hatten die erste Woche wo wahrscheinlich so richtig geklettert werden konnte. Die Zeichen der globalen Erwärmung werden langsam überdeutlich.

Nach der langen Nacht waren wir sehr zeitig auf der Hütte. Erstmal die gesamten Sachen ins Lager gebracht und direkt die Schuhe auf die Steigeisen eingestellt. Nachdem uns dies gelungen war, direkt raus ans Eis. Vor der Hütte stehen zwei künstliche Eiswände. Durch dauerhafte Bewässerung von oben gibt es einen großen, sicher 12 Meter hohen Turm und eine 3 Meter hohe und 10 Meter breite Mauer. An der Mauer übten wir ein wenig Steigeisen Technik und das Einschlagen der Eisgeräte. Danach ging es an den hohen Turm. Nur ein Seil hing schon, also mussten wir Trainer unsere eigenen Seile noch einhängen. Toni und ich kletterten eine Route hoch und mussten dann im oberen Bereich das sprühende Wasser queren. Einmal komplett durchgeweicht kam ich wieder unten an. Da die Hütte in Reichweite war, konnte ich mich dann doch mal eben schnell umziehen. Dann ging es für die Jugendlichen los. Jede zwei bis drei Routen und dann waren auch die Unterarme zu und die sichernden waren auch stark durchgefroren. Damit konnten wir mit glücklichen Kindern in die Hütte. So dachten Sie. Aber es war noch Hell und wir Trainer noch sehr stark motiviert. Für den folgenden Tag hatten wir den Plan zum Barbarafall zu gehen. 200 Höhenmeter und 30 Minuten weit weg. Also die Schneeschuhe verteilt und die Hände aus den Taschen. Die 30 Minuten waren dann am Ende 45 Minuten, da wir durch 50 cm hohen lockeren Schnee spuren mussten. Einmal komplett durchgeschwitzt erreichten wir den Wasserfall, der wirklich perfekt aufgebaut war. Das Eis war super. Es war erst an einem der Vortage eine Gruppe vor uns da, damit kaum Trittspuren im Eis. Deswegen müssen wir am nächsten Tag richtig sauber klettern. Einmal durch den Schnee gerollt und zurück zur Hütte. Abendbrot.

Am nächsten Tag, haben wir das gesamte Material auf einen Haufen geworfen und sind dann losgezogen. Gut war es, dass wir den Weg am Vortag gespurt hatten. Damit konnten wir recht schnell zum Wasserfall aufsteigen. Der Hüttenhund Luna begleitete uns und fand das echt super das wir unterwegs waren. Wie eine kleine Hüter Hündin rannte sie immer um unsere Gruppe herum.

Am Eis angekommen, schnappten wir uns die Seile und Toni und ich stiegen erstmal vor. Nachdem wir die ersten zwei Routen ein gehangen haben, stürzten sich die Kinder auf die Seile.

Eine noch etwas schwierigere Route am Rand der Wand hängten wir noch zusätzlich ein. Fast durch die gesamte Wandhöhe zog sich diese Spur und war dann fast 25 Meter hoch. Damit waren alle Routen verfügbar und es wurde Stück für Stück durchgewechselt. Die Kletterperformance schwankte von Person zu Person. Einige von den Jugendlichen sind Naturtalente im Eis, bei anderen mussten wir noch viele Tipps geben.

Beim Internet brauchten die Jugendlichen aber keine Tipps. Das uns bekannte Hütten W-Lan existierte nicht mehr und es gab im Bereich der Hütte keinen Empfang. Dies war schon herausfordernd. Spannend war dann zu sehen, dass in 10 Meter Höhe auf einmal die Telefone herausgeholt wurden und in den Wind gehalten wurden. Empfang! Danach hatte jeder Kletternde mehrere Telefone in den Jackentaschen, um vielleicht die eine oder andere WhatsApp Nachricht zu empfangen und zu senden. Toni verdrehte die Augen und war dann doch leicht ungehalten.

Zum frühen Nachmittag ging es wieder runter zur Hütte. Aber nur für eine kleine Pause. Weiter ging es mit Verschüttenden Suche. Toni und Frida erklärten den Teilnehmern die theoretischen Grundlagen. Derweilen versteckte ich ein LVS-Gerät im Schnee. Eine kleine erste Suche und Erfahrungen über das finden von Verschüttenden. Immer wieder spannend zu beobachten, wie die Suchenden in einem großen Zirkel sich dem Punkt nähern.

Nach einem lustigen Abend mit viel Gelächter ging es am nächsten Tag auf eine Schneeschuhtour. Das Wetter war sehr durchwachsen und die Sonne ließ sich nicht einmal blicken. Bei bedecktem Himmel und starkem Wind bewegten wir uns unserem Ziel entgegen. Einem kleinen Gipfel auf ca. 2500 hm. Die Jugendlichen wechselten sich beim Spuren im Schnee ab und auch bei der Navigation. Besonders Diese war auch besonders schwierig, da wir teilweise im absoluten Whiteout unterwegs waren. Sichtweite von 50 bis 100 Metern waren der Tiefpunkt. Als dann auch kurz vor dem Gipfel, das Wetter ungemütlicher wurde und das Geländer steiler, entschieden wir uns für eine Umkehr. Diese Gipfel war bei dem Wetter kein Risiko wert und wir stiegen ab. Bergab ging es deutlich schneller.

Auf dieser Tour streuten wir unsere Umweltbeiträge ein. Wir erfuhren über die Wichtigkeit des Waldes als Rückzugsraum für die Tiere, auch einiges über Tiere die keinen Winterschlaf machen, den Alpenplan und noch vieles mehr. Ich finde es einfach großartig, wie schön sich die 5 auf ihre Vorträge vorbereiten und diese auch mit viel Elan halten.

Am Nachmittag gab es noch eine weitere Lawinenverschüttenden Suche und wunderschöne Schneeengel, eh es dann in die Hütte zum Abendbrot ging.

Nach einer Nacht ging es am nächsten Tag schon wieder nach Hause. Bei strahlendem Sonnenschein schnappten wir uns Schlitten und sausten den Berg hinab.

Wir Trainer danken euch motivierten Jugendlichen für den großartigen Ausflug. Wir haben wieder viel lernen und vermitteln können, vom Eisklettern, Steigeistechnik, Lawinensuche, Orientierung und Natur und Umwelt. So eine Vielfältigkeit macht Spaß und wir freuen uns auf unsere Ausbildungsfahrt im Sommer zum Taschachhaus.